Informationen für Fachpersonal
Zu unserem Behandlungsangebot…
Unser therapeutisches Vorgehen basiert auf dem Berliner Dissexualitätstherapie-Programm (BEDIT; Beier, 2018), welches ein manualisiertes verhaltenstherapeutisches problemlöse- und zielorientiertes Vorgehen auf der Grundlage von 13 Modulen hat:
- Psychoedukation
- Akzeptanz
- Motivation
- Wahrnehmung
- Emotionen
- Sexuelle Phantasien und sexuelle Handlungen
- Empathie und Perspektivenübernahme
- Biographie und Schemata
- Bewältigung und Problemlösung
- Soziale Beziehungen
- Intimität und Vertrauen
- Zukunftsplanung
- Schutzmaßnahmen
Dabei sind übergeordnete Behandlungsziele (zitiert nach Beier, 2018, S.50):
- Integration von Sexualpräferenz und sexuellen Verhaltensstörungen in das individuelle Selbstbild (Realisierung, Bewusstseinsstärkung),
- Akzeptanz einer erlebten biografischen Stabilität der Sexualpräferenz,
- Verbesserung von Selbstwirksamkeitserleben und Selbstbeobachtung (auch in Bezug auf sexuelle Fantasien und Interessen) und Reduktion sexueller Bewältigungsmechanismen durch die Aneignung alternativer Bewältigungsstrategien,
- Verbesserung des sozialen Funktionsniveaus durch den Fokus auf die Beziehungsdimension von Sexualität (Grundbedürfnisse nach Akzeptanz, Sicherheit und Wärme, z. B. durch Einbezug von Partnern) und/oder Förderung des Aufbaus eines Netzwerkes, das soziale Unterstützung leistet,
- Verbesserung von Perspektivenübernahme und Empathie in Bezug auf Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs und Opfer von Missbrauchsabbildungen,
- vollständige und radikale Verantwortungsübernahme für eigenes (insbesondere soziosexuelles) Verhalten in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
- Erarbeitung eines Verständnisses von und Wissens über die Zusammenhänge/Interaktionen zwischen Wahrnehmung, Gefühlen und Verhalten,
- Identifizierung pathognomonischer Wahrnehmungsfehler (Leugnung und Bagatellisierung) und Korrektur dysfunktionaler Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster sowie Reduktion missbrauchsbegünstigender Auffassungen und Einstellungen,
- Identifikation von Hochrisikosituationen, Risikokonstellationen und Stimuli, die zu Risikoverhalten führen können,
- Entwicklung eines umfassenden und effektiven Repertoires an (Kontroll-/ Rückfallpräventions-)Strategien zur besseren Bewältigung von problematischen Alltagssituationen im Allgemeinen und Konfrontationen mit Kindern im Speziellen,
- Information und Unterstützung hinsichtlich pharmakologischer Interventionsmöglichkeiten.
Darüber hinaus entlehnt sich unser therapeutisches Angebot einer tätertherapeutischen Vorgehensweise. Dabei werden z.B. Elemente des Behandlungsprogramms für Sexualstraftäter (BPS-R, Wischka et al., 2012) oder einschlägiger Fachliteratur (Vanhoeck & van Daele, 2000; Yates et al., 2010) in das Behandlungsprogramm integriert.
In Ergänzung zu den genannten psychotherapeutischen Interventionen ist im Behandlungsangebot „Kein Täter werden – Schleswig-Holstein“ auch eine leitlinienkonforme medikamentöse Versorgung möglich (vgl. Thibaut, 2010). Solch eine Behandlung versteht sich stets als unterstützende Maßnahme für die Psychotherapie und wird nur durchgeführt, wenn der Patient zustimmt und zuvor eine umfassende Psychoedukation und gründliche Aufklärung über triebdämpfende Medikamente erhalten hat.
Für Nachfragen stehen wir Ihnen gerne telefonisch, via Email oder persönlich zur Verfügung.
Bei Interesse an spezifischer Fachliteratur können Sie sich weitere Informationen einholen
Beier, K.M. (Hrsg.). (2018). Pädophilie, Hebephilie und sexueller Kindesmissbrauch. Die Berliner Dissexualitätstherapie. Springer: Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56594-0
Seto, M.C. (2019). Pedophilia and Sexual Offending Against Children. Theory, Assessment and Intervention. Second Edition. American Psychological Association: Washington, D.C.
Schwarze, C. & Hahn, G. (2016). Herausforderung Pädophilie. Beratung, Selbsthilfe, Prävention. Psychiatrie Verlag: Köln.
Vanhoeck, K. & van Daele, E. (2000). Arbeitsbuch Täterhilfe. Therapie bei sexuellem Missbrauch. (Deutsche Bearbeitung Ulrich Kobbé). Pabst Science Publishers: Lengerich.
Wischka, B., Rehder, U. & Foppe, E. (2012). BPS-R Behandlungsprogramm für Sexualstraftäter revidiertes Manual. Kriminalpädagogischer Verlag: Lingen.
Yates, P.M., Prescott, D. & Ward, T. (2010). Applying the Good Lives and Self-Regulation Models to Sex Offender Treatment: A Practical Guide for Clinicians. Safer Society Press: Brandon, Vermont.